Punkt gewonnen oder Punkt verloren?

Nach sechs Siegen in Folge ging es am Samstagabend zum Spitzenspiel gegen den direkten Tabellennachbarn in den „Emster Dom“. Auch die Gastgeber konnten ihrerseits mit einer Serie von neun ungeschlagenen Spielen in Folge glänzen. Zusätzlich war die Emster Reserve Zuhause noch ungeschlagen.
Die erste Halbzeit lief genau nach unserem Geschmack. Die Gastgeber führten 1:0 und 2:1, danach konnten wir jedoch zunehmend den Takt angeben. In der Abwehr wurde gut gearbeitet und die gegnerischen Torhüter stellten weder im Tempogegenstoß noch im aufgebauten Spiel eine Herausforderung dar. Mit kontrolliertem Tempospiel konnten wir uns zeitweise auf bis zu 5 Tore absetzen. Im Angriff gab es nur wenig technische Fehler und Fehlwürfe. Der Halbzeitstand von 12:16 war die logische Folge.
Auch in der ersten Halbzeit gab es bereits auf beiden Seiten einige Diskussionen über die
Schiedsrichterentscheidungen, in der zweiten Hälfte geriet das Spiel jedoch zunehmend außer Kontrolle.

Die Gastgeber mit dem Heimvorteil im Rücken und einer aggressiven, aufgeheizten Stimmung in der Halle, konnten den Abstand langsam weiter verkürzen. Die Schiedsrichter wurden leider zu den Hauptfiguren des Spiels. Keine 5 Minuten vergingen mehr ohne ausgiebige Diskussionen – auf beiden Seiten. Wir haben uns durch die ständigen Unterbrechungen im Angriff deutlich aus dem Konzept bringen lassen. Um sich aber auch selber an die Nase zu packen: Den Halblinken der Gastgeber haben wir in der zweiten Halbzeit nicht mehr richtig in den Griff bekommen. Mit einer hauchdünnen Führung ging es in die letzten Spielminuten. Emst konnte mehrfach gleichziehen, so auch ca. 15 Sekunden vor Spielschluss. Wir hatten es selbst in der Hand und tauschten für den vermeintlich letzten Angriff den Torwart für einen Feldspieler. Der Ball landete schließlich bei unserem Kreisläufer, Cemre, der zum vermeintlichen Siegtreffer netzte. Aus mir unbekannten Gründen entschieden die Schiedsrichter jedoch auf Freiwurf für uns. Die Zeit war angehalten, es waren noch zwei Sekunden auf der Uhr. Der Aufregung nicht genug, gab es noch einmal eine Zeitstrafe gegen unsere Bank. Die nächste Fehlentscheidung der Schiedsrichter: Trotz gepfiffenen Freiwurfs und angehaltener Zeit gab es nun Ballbesitz für die Emster! Diese nutzten die letzten beiden Sekunden für einen Distanzwurf aus der eigenen Hälfte auf unser Tor, der ohne
Probleme abgewehrt werden konnte. Das Spiel war zu Ende – dachten auch die Mannschaften, die sich bereits für das nachfolgende Spiel warm machten. Nach Chaos auf dem Feld (auch etliche Zuschauer stürmten auf das Spielfeld) entschieden die Schiedsrichter, dass es einen letzten Siebenmeter für die Gastgeber geben sollte (bei der Abwehr des letzten Wurfs hatten wir zwei Spieler im Tor). Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte dieser ausgeführt werden. Um dem Spiel einen Rest Gerechtigkeit zu verleihen, musste dieser Siebenmeter natürlich gehalten werden … ;-)
Fazit: Einen Punkt verloren oder einen Punkt gewonnen? Ich kann mich an kein Spiel erinnern, in dem die Beantwortung dieser Frage so schwer fiel. Insgesamt kann man der Mannschaft aus meiner Sicht kaum Vorwürfe machen. Es wurde gekämpft und über weite Strecken guter Handball gespielt. Zumindest konnte mit diesem Ergebnis der dritte Platz verteidigt werden.

Euer

Christopher Kuppig